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auf meinen reisen durch die welt treffe ich immer wieder auf langezeit-reisende, die ohne verpflichtungen und ohne rückflugticket durch die gegend ziehen und dabei das leben mit all seinen facetten auskosten. sie absorbieren die umwelt ohne sich an die vermeintlichen regeln der gesellschaft zu ketten.

Die Reise gleicht einem Spiel;
es ist immer Gewinn und Verlust dabei,
und meist von der unerwarteten Seite;
man empfängt mehr oder weniger, als man hofft.
Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar:
sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.
(Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)

 

auf den kanaren habe ich einige menschen getroffen die ein sogenanntes aussteigerleben führen. sie wohnen in camps am strand, in höhlen in den barrancos oder in besetzten häusern ohne strom und fließend wasser. so verbringen sie den tag damit sich zu versorgen und die welt zu beobachten, in gemeinschaft oder im alleingang. auch ich habe mich in der zeit auf la gomera auf ein minimalestischen lebensstil in freier natur eingelassen und habe viel gelernt. die begegnungen dieser lebensformen und das reduzieren meines hab und guts hat meinen horizont um einiges erweitert.

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wahrnehmen der schönheit der natur

der morgen beginnt mit hellwerden. es gibt kein klingeln eines weckers oder eine to-do-liste, die auf einen wartet. der sonnenaufgang ist das erste geschenk des tages. bei so einem tollen anblick macht es spaß den tag zu starten. währenddessen rauscht das meer unaufhörlich, der wind singt sein lied dazu und die zeit scheint nicht messbar. es kommt nicht darauf an wann man aus dem schlafsack krabbelt, wenn die sonne hoch genug steht kommt man freiwillig raus, denn es wird zu warm. mit einer runde schwimmen im meer oder yoga am strand kommt der körper auf touren und das anschließende frühstück kann mit wohlwollen genossen werden. und dann? wer meint es ist langweilig so ohne ziel und aufgabe kann sich ja eine herausforderung suchen! eine noch nicht erkundete region entlang wandern, das kleine zu hause auf zeit säubern, ein gutes buch lesen oder mit ein vorbeikommenden wanderen einen plausch abhalten. oder zusammenpacken und weiter ziehen. viele haben ein instrument dabei und musizieren in den tag. die vögel und insekten trällern mit und wenn man genau hinhört und beobachtet kann es einem nicht langweilig werden, man lebt mit den gegebenheiten und schönheiten der natur.

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nahrungs und wasser beschaffung

eine weitere wichtige beschäftigung die zeitaufwendiger aber sehr notwendig ist, wenn man nicht verhungern oder verdursten will ist die beschaffung von lebensmitteln. einfach ins restaurant setzen und sich bekochen lassen ist ziemlich teuer, vor allem in europa. es gibt verschiedene wege zu essbarem zu kommen und je nachdem wo man sich angesiedelt hat ist es einfacher oder schwieriger.

eine der verbreitetsten möglichkeiten kostenloses essen zu bekommen ist dumpsterdiving, auch containern genannt. wenn man nahe zu einer stadt lebt kann man die lebensmittel der supermärkte aus den containern verwerten. es ist oftmals viel obst und gemüse, das hier aufgrund von kleinen schönheitsfehlern und druckstellen landet. supermärkte verschwenden jeden tag eine menge essbares!

auch viele bäckereien verwerten ihr übriggebliebenes am abend nach ladenschluss nicht sondern schmeißen es in die tonne. bevor die läden schließen kann man fragen, ob man die ware, die nicht mehr verkauft wird bekommen kann. vor allem kleine läden geben gerne ihre reste raus. meist ist das essen einwandfrei oder mit nur geringen makeln, dennoch sollte man aufpassen kein schimmliges oder verdorbenes essen zu verwerten, eine lebensmittelvergiftung ist keine wünschenswerte sache.

in den nicht so städtischen gegenden findet man häufig obstplantagen und orchards. hier kann man fallobst und nicht perfekte früchte und gemüse erfragen. viele heruntergefallene früchte werden ohnehin nur weggeworfen oder die ratten freuen sich darüber.

auf meiner wanderung durch die barancos habe ich von einem netten plantagenbesitzer eine ganze tüte voll fast reifer bananen bekommen, die von der staude abgebrochen sind und so nicht mehr gehandelt werden können hier und da kommt man auch an wildwachsenden oder ungenutzten bäumen und sträuchern vorbei die einen mit proviant versorgen können. im park von san sebastin zum beispiel stehen unzählige dattelpalmen dessen früchte in großen mengen ungeerntet bleiben.

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eine weitere notwendigkeit ist trinkwasser. in europa kann man wasser glücklicherweise ohne probleme aus der leitung trinken. jedes restaurant oder hotel gibt einem leitungswasser umsonst wenn man darum bittet und auch auf öffentlichen toiletten können die wasservorräte aufgefüllt werden. auf wanderungen kommt man hier und da an kleinen siedlungen vorbei in denen man aufstocken sollte. es ist immer besser einen liter zu viel wasser zu haben als einen zu wenig. wenn man völlig ab von zivilisation verbleiben möchte sollte man sich über bachläufe und quellen informieren. aktivkohlefilter und uv-wasser-aufbereiter sollten dann zum equipment gehören. ich habe eine uv-lampe zum abtöten der vieren und bakterien immer dabei.

 

schlafplätze die nichts kosten und trotzdem einiges bieten

ich liebe es draußen zu übenachten. vor allen in warmen gebieten kann man immer einen netten schlafplatz in der natur finden und meistens braucht man hier nicht mal ein zelt. nur isomatte und schlafsack genügen, um unter dem sternenhimmel wunderbar zu ratzen. ich habe schon einige tolle strände gefunden an denen es sich prima campieren lässt. und falls es regnen sollte oder windet ist auch für ein kleines zelt immer eine stelle auszumachen. hier und da gibt es auch alte häuser in den verlassenen dörfern in denen man nächtigen kann.

an manchen stellen ist wildcampen nicht so gern gesehen deshalb sollte man versuchen sich ein bisschen versteckt zu halten und nicht eine ganze woche am selben ort verbringen oder anderweitig auffällig werden.

 

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upcycling und recycling von materialien

das equipment mit dem man ausgestattet ist, ist je nach budget bzw bedürfnissen und glück mehr oder weniger umfangreich. unabdingbar für mich sind isomatte und schlafsack, sowie eine gute regenjacke, ein paar klamotten unter anderem ein warmes flece und gutes schuhwerk. auch eine stirnlampe ist ein hilfreiches tool. was ich in meinem backpack habe, seht ihr hier.

neben dingen, die einem wertvoll werden und  man immer mitschleppt, gibt es eine menge sachen die nur teilweise hilfreich sind, sesional bedingt wichtig oder in einem bestimmten land erforderlich. manchmal bekommt man was geschenkt oder findet was schönes. dann lässt man sie wieder irgendwo oder verschenkt sie wieder, weil man sie nicht mehr braucht. so entsteht ein schöner kreislauf von geben und nehmen. (link zu tauschen teilen und verschenken)

vieles was man braucht kann man aus anderen dingen selber bauen und basteln. so ein leben macht einen erfinderisch und man lernt dinge zu nutzten, die eigentlich wertlos scheinen. eine leere dose oder ein glas werden zu trink- und essgefäßen umfunktioniert. kanister und kisten zu sitzgelegenheiten umfunktioniert, etc.

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wertschätzung und verbundenheit zu anderen lebewesen

in der zivilisierten welt mit ihren routinierten lebensstandards aufzuwachsen und in täglichem überfluss zu leben lässt einen schnell das privileg dieser gesellschaft gegenüber dem rest der welt vergessen. wir haben oftmals den bezug zu dingen und ihrem wirklichen wert verloren. doch wenn man sich bewusst auf das experiment einlässt und mit wenig auszukommen lernt, fängt man an die dinge, die man hat viel mehr wertzuschätzen. es ist toll zum beispiel ein feuerzeug zu besitzen und einfach ein feuer zu entfachen, welches einem eine warme mahlzeit beschert und licht spendet. wasser nutzt man wenn es nicht unendlich aus der leitung fließt viel bewusster und sparsamer. eine dusche an einem hafen oder am strand wird zum luxus, wenn sie sogar noch warm ist. einfache dinge, die wir in unserer zivilisierten umwelt als selbstverständlich hinnehmen werden kostbar. ich gebe acht auf kleine dinge, die ich verleihe wie meinen löffel oder stift, dass ich ihn auch wieder zurückbekomme und mir die dinge nicht in einer anderen situation fehlen.

viele bereicherungen des einfachen lebens kommen auch durch den austausch mit anderen reisenden hier und da. oft ist es schön sich über reiseerfahrungen zu unterhalten und tips und tricks weiterzugeben und lernen. wenn man seine habseligkeiten auf ein minimum begrenzt beginnt man auch im umgang mit menschen eine viel größere wertschätzung zu entwickeln. geben und nehmen von kleinigkeiten und sei es nur ein lächeln oder eine herzliche umarmung und jemandem einen schönen tag wünschen werden zu etwas viel wertvollerem als geldscheinen und dingen.

beim trampen oder einfach bei einem netten gespräch mit den leuten von der straße lernt man auf menschen offen zu zugehen und sie ohne von vornherein zu bewerten wahrzunehmen. jemanden um einen gefallen zu bitten wird von einer begegnung zur nächsten einfacher. oftmals freuen sich die einheimischen über ein bisschen gesellschaft, wollen deine kultur kenenlernen und tun einem gern einen gefallen. dabei steigt mit jeder positiven erfahrung das eigene selbstbewusstsein und vertrauen in das gute im menschen. außerdem ist es toll die lebenskonzepte verschiedener leute kennenzulernen und sein eigenes davon zu bereichern. in meinen augen kann ich von jedem menschen egal welchen alters und welchen bildungsstandes etwas lernen.

 

 

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